Eröffnungsvortrag „Blockchains“ von Dr. Jochen Brandhoff beim 3. LegalTech Lunch
Auszug des Vortrags von Dr. Jochen Brandhoff: „Wer von Ihnen hat schon mal Bitcoins besessen? In Deutschland kann man damit noch nicht so viel anfangen. Schauen Sie sich mal diese Grafik an. Da sieht man die Zahl der Geldautomaten, an denen man Bitcoin in die lokale Währung umtauschen kann. In den USA gibt es 554 Automaten. Das ist nicht viel, aber immerhin so, als ob hier in Frankfurt 1 bis 2 Automaten stehen würden. In Japan sind es immerhin noch 11, in Deutschland sind es 0 Automaten.
Die Kryptowährung Bitcoin
ist die bekannteste Blockchain. Aber was ist das eigentlich, eine Blockchain? Dafür gibt es viele Definition, aber die folgende gefällt mir am besten, weil sie ganz einfach ist: Eine Blockchain ist eine Datenbank, die von jedem eingesehen und genutzt werden kann und trotzdem besonders sicher ist. In der Regel stehen diese Eigenschaften im Gegensatz zueinander: Entweder kann ein Verzeichnis leicht eingesehen und verändert werden wie die Schildchen der Spielerrangliste im Tennisverein, kann aber auch leicht manipuliert werden, oder es ist kompliziert aber sicher. Stellen Sie sich mal vor, was man alles mit einem Register machen könnte, in das jeder Änderungen eintragen kann, das aber trotzdem schwerer zu manipulieren ist als der Quartalsabschluss Ihres Kontos! Es würde eine genaue Zuordnung eines Vermögenswertes zu seinem Inhaber ermöglichen, wie derzeit z.B. ein Grundbuch oder das Handelsregister, ohne so teuer zu sein! Alle Arten von Transaktionen, egal ob über Grundstücke, Aktien oder GmbH-Anteile, könnten sicher und schnell ausgeführt werden – und das zum Bruchteil der aktuellen Kosten.
Schauen wir uns das etwas genauer an – indem wir einige Begriffe ins Verhältnis setzen, die sie in diesem Zusammenhang sicher schon Mal gehört habt: Distributed Ledger – Blockchain – Kryptowährungen – und eben Bitcoins. Also:
Distributed Ledger
ist die technische Grundlage der Blockchain. Die Blockchain wiederum ist die technische Grundlage für Kryptowährungen, und die bekannteste Kryptowährung ist eben Bitcoin – es gibt übrigens viele andere, und jede hat ihre Vorteile, googeln Sie etwa mal Litecoin, Primecoin oder Peercoin.
Fangen wir also bei der Distributed Ledger Technlogie an: Eine Distributed Ledger ist eine Software für ein dezentrales, also auf mehreren Computern verteiltes Kontobuch. Der Nutzer hat eine Adresse, die der Kontonummer entspricht. Die Adresse besteht aus einem öffentlichen und einem privaten Schlüssel, mit der die Transaktion signiert wird. Buchungen und Transaktionen in diesem Kontobuch werden unmittelbar zwischen zwei Computern getätigt, also peer-to-peer – ein Intermediär, etwa eine Bank, eine Clearingstelle oder ein Notar ist nicht mehr nötig, der die Transaktion prüft und genehmigt.
Eine Blockchain ist nun eine Ditsributed Ledger, die besonders organisiert und gesichert ist, denn die Daten aller Transaktionen werden in Blocks gespeichert – daher der Name. Um sich zu veranschaulichen, was Blocks sind, ist es hilfreich, sich eine Blockchain als eine Reihe von Excel Dateien vorzustellen. Immer, wenn eine neue Information kommt, wird die aktuelle Excel-Tabelle gespeichert und geschlossen und eine neue Tabelle wird geöffnet und gestartet. So in etwa arbeitet die Blockchain, nur mit viel, viel mehr Daten und weniger menschlichem Zutun – und darum ist sie weniger fehleranfällig.
In den Blocks sind die Daten in einer Blockchain sicherer
als ein Testament in einem Bankfach. Dieser Aspekt ist zentral. Die hohe Sicherheit rechtfertigt nämlich, dass man der Blockchain-Technik bei Transaktionen vertraut. Dieses Vertrauen können, ist entscheidend: eine Wirtschaft funktioniert nicht, wenn die Teilnehmer kein Vertrauen in das Funktionieren des Geschäftsverkehrs haben. In der Tauschgesellschaft, als es noch kein Geld gab, haben sich die Parteien einer Transaktion in der Regel gekannt. Man hatte zu seinem Geschäftspartner also persönliches Vertrauen. Heute schließen meistens Parteien Geschäfte miteinander ab, die sich nicht ausreichend kennen, um persönliches Vertrauen aufzubauen. Das Vertrauen in das Funktionieren des Geschäftsverkehrs wird daher durch Intermediäre wie Banken, Kreditkartengesellschaften, Notare oder Handelsregister vermittelt. Sie haben die Aufgabe, sicherzustellen, dass die Übertragung funktioniert. Mit einer Technik, der man mindestens so sehr vertrauen kann wie einem Intermediären, ist dieser nicht mehr nötig. So ist es mit der Blockchain: Sie ist so sicher, dass sie selbst das erforderliche Vertrauen rechtfertigt – darum wird sie auch „the Trust Machine“ genannt.
Blockchains reduzieren die Transaktionskosten beträchtlich.
Das eröffnet ganz neue Geschäftsmöglichkeiten, weil sich Blockchains auch bei kleinen Transaktionen lohnen, für die ein althergebrachter Intermediär zu teuer ist: Ein Hotelzimmer, das sich mit der Zahlung des Preises über das Mobiltelefon öffnet. Ein geleastes Auto, das auf der Autobahn plötzlich anhält, weil der Leasingnehmer in Verzug geraten ist…
Wer das noch nicht so ganz fassen kann, kann trotzdem an der Blockchain Revolution teilnehmen. Ich habe etwa nie ganz verstanden, wieso mein Fernseher auf einmal bewegte Bilder zeigt, wenn ich einen Knopf auf der Fernbedienung drücke – genauso wenig muss man die Blockchain-Technik wirklich verstehen, um sie nutzen zu können. Und es wird mehr und mehr Blockchain-Anwendungen geben, ohne dass die Nutzer überhaupt wissen, dass dahinter eine Blockchain steht.
Wenn Sie die Blockchain trotzdem mal “anfassen” wollen, probieren Sie doch mal Bitcoin aus: Sie müssen nur auf die Seite www.Bitcoin.com gehen. Das ist eine besonders empfehlenswerteste Seite für den Einstieg. Dort wird alles weitere beschrieben: Sie müssen “Wallets” am oberen Rand der Website auswählen, sich dann für ein Wallet entscheiden und diese herunterladen – am besten die mobile wallet, die Sie dann mit Ihrem Handy nutzen können. Dann kaufen Sie einen Bruchteil eines Bitcoins, indem Sie “Get Bitcoin” anklicken. Sie können dafür Ihre Kreditkarte verwenden. Sie können auch zum echten Miner werden und die Bitcoins mit ihrem Computer schöpfen, aber das ist viel komplizierter.
Zum Schluss noch einen Hinweis auf
Das „Top-Event“ der Digitalisierung der Rechtsberatung im Jahr 2017:
Wir organisieren im Oktober die LEGAL ®EVOLUTION – The European LegalTech Expo & Congress im Kap Europa. Schauen Sie sich das mal auf www.LegalTechExpo.de an und melden Sie sich früh an. Wir können jetzt schon sehen, dass die Plätze nicht für alle Interessierte reichen werden.“